Einführung
Oscar Wildes "Das Bildnis des Dorian Gray" aus dem Jahr 1890 steht als herausragendes Beispiel für den spätviktorianischen Schauerroman und als bedeutendster englischsprachiger Roman über Dekadenz und Ästhetizismus, das Prinzip der "Kunst um der Kunst willen". In diesem Artikel werden wir die zentralen Themen und Bewegungen untersuchen, die sich in diesem Werk manifestieren.
Zusammenfassung
Die Handlung des Romans konzentriert sich auf drei Hauptcharaktere: Dorian Gray, ein schöner junger Mann; Basil Hallward, ein Maler; und Lord Henry Wotton, ein Freund von Basil. Der Roman beginnt mit der Porträtierung Dorians durch Basil. Lord Henry ermutigt Dorian, stets nach neuen "Sensationen" im Leben zu suchen. Nach Fertigstellung des Porträts wünscht sich Dorian, immer jung und attraktiv zu bleiben, während das Porträt altert und verfällt.
Analyse
"Das Bildnis des Dorian Gray" wird als Beispiel des Schauerromans, der "Doppelgänger"-Thematik und als Narrativ der spätviktorianischen Ästhetik und Dekadenz analysiert. Wilde verwebt geschickt diese Elemente und schafft eine moderne Interpretation der Faustlegende, ähnlich Robert Louis Stevensons "Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde".
Oscar Wildes Ästhetizismus
Der Roman reflektiert die Werte der Ästhetikbewegung, wie sie von Wilde in seinem Vorwort betont werden. Die Figur Lord Henry verkörpert die ästhetische Bewegung und deren Forderung nach neuen "Sensationen". Wilde argumentiert, dass es keine moralischen oder unmoralischen Bücher gibt und dass Kunst an sich nutzlos ist, sie existiert um ihrer selbst willen.
Das Spiel mit der Oberfläche
"Dorian Gray" ist eine Geschichte der Oberflächen und des äußeren Scheins. Lord Henry beeinflusst Dorian durch dessen äußere Schönheit. Dorian opfert seine Seele, um äußerlich jung zu bleiben. Das Streben nach oberflächlichem Schein führt jedoch zur Zerstörung, insbesondere in der Beziehung zu Sibyl Vane, einer Schauspielerin, die für Dorian bedeutungslos wird, sobald sie ihre schauspielerische Kunst verliert.
Wilde im Kontext der viktorianischen Literatur
Wilde hebt sich von früheren viktorianischen Autoren ab, indem er sich gegen sentimentale Erzählstile wendet. Dennoch bleibt sein Werk moralisch aufgeladen, da Dorians Leben durch das Streben nach Vergnügen zerstört wird. Das Bild des gealterten Dorian am Ende erinnert an Stevensons Jekyll/Hyde-Enthüllung.
Fazit
"Das Bildnis des Dorian Gray" bietet eine faszinierende Betrachtung der viktorianischen Werte im Kontext von Ästhetik und Dekadenz. Wilde kritisiert die Oberflächlichkeit der Gesellschaft und warnt vor den Konsequenzen eines rein hedonistischen Lebensstils.
Schlüsselwörter
Oscar Wilde, Dorian Gray, Ästhetizismus, viktorianischer Roman, Schauerroman, Dekadenz, Lord Henry, Bildnis, Dekonstruktion, Moralphilosophie.
Diese umfassende Analyse von "Das Bildnis des Dorian Gray" bietet einen tiefen Einblick in die ästhetischen und moralischen Aspekte des Werks und unterstreicht dessen Einfluss auf die viktorianische Literatur.